Wotruba Kirche
OHW-Erlebnis
Die Führung beginnt beim Haupteingang, am Gipfel des Georgenberges, mit spannenden Anekdoten zur Entstehung dieses Sakralbaus. Der Begriff 'Raum' wird bei der Wotruba - Kirche neu definiert und lässt reichlich Potenzial für eigene Interpretationen. Im Inneren des ursprünglich ohne Dach geplanten Gebäudes, wird man mit einem fesselnden Zusammenspiel von Licht und Schatten konfrontiert und durchgehend von einem einzigartigen Erlebnis der Akustik begleit et. Als Krönung bestaunt man am Ende der Führung die gelungene Integration des Zubaus, am Fuße des Georgenberges, in den Bestand. Am Sonntag findet ab 10.45 Uhr auch das Septemberfest der Pfadfindergruppe statt.
Die Kirche „Zur heiligsten Dreifaltigkeit“ am Georgenberg in Wien-Mauer ist ein herausragendes Beispiel des Brutalismus in Österreich – Die Bezeichnung „Brutalismus“ geht auf den französischen Begriff béton brut ('roher Beton‘) zurück, ist also weit weniger gewaltsam als man im ersten Moment annehmen könnte. Vielmehr verweist er auf die Sichtbarkeit des Materials Beton.
Diese Kirche ist das Ergebnis einer Zusammenarbeit zweier außergewöhnlicher Menschen, dem Bildhauer Fritz Wotruba und der ÖMV-Managerin Margarethe Ottillinger. Margarethe Ottilinger wurde von den Russen beim Überschreiten der Zonengrenze 1948 wegen Spionage festgenommen und hat sieben Jahre in Straflagern verbracht. Sie wollte ihren Dank an Gott für ihre Errettung sichtbar machen. Der Bau sollte „schockieren“ und sie fand in Bildhauer Fritz Wotruba den perfekten Verbündeten für die Umsetzung dieses Mahnmals, das weltweit Aufsehen erregte.
152 rohe Betonblöcke türmen und schichten sich am Georgenberg aufeinander. Dazwischen gläserne Auslassungen, die das innere der Kirche hell erstrahlen lassen. Der Lichteinfall stellt ein wesentliches Gestaltungsmerkmal für den Innenraum der Kirche dar.
Fritz Wotruba hat sich nach Kriegsende immer mehr der kubischen Formensprache zugewandt; das Zusammenspiel der einzelnen Quader suggeriert – je nach Perspektive – eine ständige Neuanordnung der Blöcke. Wotruba ordnet dem Entwurf bewusst keine bestimmte Schauseite zu, keine Fassade oder Hauptansicht, um ein ungeordnetes bzw. verwirrendes Gesamtbild des Gebäudes zu erzielen.
Die praktische Umsetzung des Modells lag beim Architekten Fritz Gerhard Mayr, der den Bau nach Wotrubas überraschendem Tod 1975, schließlich allein zu Ende führte. Die Weihung der Kirche erfolgte 1976.
Text: OHW Fotos ©Dieter Henkel
AkteurInnen:
Architektur: Fritz Wotruba, Fritz Gerhard Mayr
Zubau, Lift: formann2puschmann architekten zt-gmbh
Adresse:
1230, Ottillingerplatz 1
Öffnungszeiten:
Sa 10 - 17 Uhr
So 11 - 17 Uhr
Sa 14 - 16 Uhr Architektenführungen
Erreichbarkeit:
60A, Kaserngasse
Baujahr:
1976
Zubau Lift:2018